DIE VOGELBEERE (Eberesche)
(Wikipedia). Die Vogelbeere, gemeinsprachlich häufiger die Eberesche oder der Vogelbeerbaum (Sorbus aucuparia), ist eine Pflanzenart aus der Gattung Mehlbeeren (Sorbus, Ebereschen) innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Die Zugehörigkeit zu den Kernobstgewächsen (Pyrinae) kann man bei genauer Betrachtung der Früchte gut erkennen; sie sehen wie kleine Äpfel aus.
Andere deutschsprachige Trivialnamen sind Drosselbeere, Quitsche oder Krametsbeere. Die Bezeichnung als Speierling ist irreführend, da dies der gebräuchliche Name einer anderen, viel selteneren Sorbus-Art ist. Die Vogelbeere ist in weiten Teilen Europas verbreitet und besitzt als Pionierart ein breites Bodenspektrum. Für Insekten, Vögel und Säugetiere ist sie eine wertvolle Futterpflanze. Die vielfältige Nutzung durch den Menschen spiegelt sich in zahlreichen regionalen Namensgebungen wider. Im Aberglauben und Brauchtum hat sie eine bedeutende Rolle inne.
In Deutschland wurde die Vogelbeere im Jahr 1997 zum Baum des Jahres gekürt. Entgegen einer weitverbreiteten Annahme sind ihre Früchte ungiftig.
HABITUS
Die sommergrüne Vogelbeere erlangt ein gewöhnliches Alter von 80, in seltenen Fällen, vor allem als Gebirgsbaum auch bis 120 Jahren. Mit einer durchschnittlichen Wuchshöhe von 15 Metern ist die Eberesche ein eher kleinwüchsiger Baum. Einzelstehend, ohne Beschattung durch konkurrierende Gehölzarten, kann sie auch Wuchshöhen von bis 25 Meter erreichen. Stockausschläge der Eberesche wachsen gewöhnlich mehrstämmig als wesentlich kleinerer Strauch. In den ersten 20 Jahren wächst sie relativ schnell, danach stockt das Wachstum. Die Eberesche besitzt ein weitreichendes und tiefgehendes Senkerwurzelsystem und die Fähigkeit, sich über Stockausschläge und Wurzelbrut vegetativ zu vermehren. Auf Pseudogleyböden wurzelt sie hingegen relativ flach.
Kennzeichnend für die Eberesche ist ihre zierliche Gestalt sowie die oval bis rundliche, unregelmäßig aufgebaute und locker gehaltene Krone. Der Stamm der Eberesche zeichnet sich durch eine schlanke, walzenförmige Wuchsform aus. Die Äste stehen vom Stamm ab oder sind schräg nach oben gerichtet. Die glatte, glänzende Rinde jüngerer Bäume ist gelblich bis grünlich grau gefärbt und zeigt längliche, quer zur Wuchsrichtung gestellte Lentizellen, die den Gasaustausch mit der Umgebung sicherstellen. Mit zunehmendem Alter des Baumes nimmt die Rinde eine mattgraue Färbung und feinrissige Struktur an. Nur wenige Exemplare entwickeln im hohen Alter im unteren Stammbereich eine schwärzliche, längsrissige Borke. Jungtriebe bilden gewöhnlich eine weiche, filzige Behaarung aus und sind aschgrau gefärbt. Eine Besonderheit stellt das Chlorophyll dar, das sich unter der glatten Rinde der Zweige befindet. Dies befähigt den Baum bereits vor dem Laubaustrieb zur Photosynthese. Sein Vorkommen in höheren Lagen wird dadurch unterstützt.
KNOSPE UND BLATT
Die Winterknospen der Vogelbeere sind meist dunkelviolett gefärbt und weißfilzig behaart. Dies stellt ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zum Speierling dar, dessen grüne und klebrige Knospen allenfalls an den Schuppenrändern eine feine Behaarung entwickeln. Die Endknospe an den Zweigspitzen ist gewöhnlich gekrümmt.
Die wechselständig an den Zweigen angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert und sind dabei bis etwa 17–20 cm lang sowie 8 bis 11 cm breit. Der 3–5 Zentimeter lange Blattstiel und die Rhachis sind mehr oder weniger rötlich. Die unpaarig gefiederte Blattspreite setzt sich gewöhnlich aus 9 bis 19 länglich-elliptischen Blattfiedern zusammen. Die 4 bis 6 cm langen und etwa 2 cm breiten Blättchen sind fast sitzend, nur das Endblättchen ist mehr oder weniger gestielt. Sie sind nach vorne zugespitzt und zum Grund hin asymmetrisch abgerundet. Der Blattrand bildet eine scharfe, ungleiche Zähnung aus, die zur Blattspitze hin ausgerichtet ist. Die unbehaarte Blattoberseite zeigt eine sommergrüne Färbung, wohingegen die Blattunterseite eher graugrün gefärbt ist und eine leichte Behaarung entwickeln kann. Die drehrunde Blattspindel weist zwischen den einzelnen Fiedern leichte Rinnen auf. Die Fiederblättchen der Eberesche besitzen keine Blattzahndrüsen an der Spitze.
BLÜTENSTAND UND BLÜTE
Die Vogelbeere erlangt ihre Blühfähigkeit bereits im Alter von fünf bis sechs Jahren. Auf der Nordhalbkugel blüht sie von Mai bis Juli. Der reichblütige Blütenstand entspricht einer ausgebreiteten Schirmrispe, in der 200 bis 300 Blüten vereinigt sind. Je nach Unterart sind die Infloreszensachsen flächig behaart (ssp. aucuparia) oder fast bis ganz kahl (ssp. glabrata).
Die zwittrige, etwas unangenehm duftende und gestielte Blüte ist bei einem Durchmesser von etwa 10 Millimetern radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kelchblätter besitzen dreieckige Kelchzipfel, die zur Spitze hin abgerundet bis stumpflich sind. Die Basis der Kelchblätter beträgt etwa 1,5 Millimeter Breite, die Seitenlinien etwa 1,3 bis 1 Millimeter. Sie sind drüsig bewimpert, mehr oder weniger behaart oder auch kahl. Auch während der Fruchtreife behalten sie eine fleischige Konsistenz.
Die fünf weißen, ausladenden Kronblätter entwickeln eine Länge von (drei) vier bis fünf Millimeter. Ihre Form ist entweder rundlich oder breit-eiförmig ausgeprägt. Sie sind kurz genagelt und besitzen Richtung Grund etwas oberhalb des Nagels eine wollige Behaarung. Die Länge der 20 Staubblätter entspricht in etwa derjenigen der Kronblätter. Die Blüte besitzt zwei bis fünf freie Griffel, die in der unteren Hälfte behaart sind. Die unterständig stehenden unverwachsenen Fruchtblätter sind in den Blütenboden eingesenkt und mit diesem verwachsen. Die fleischige Blütenachse verbindet sie miteinander.
FRUCHT UND SAMEN
Die Früchte reifen von August bis September. Die bei Reife leuchtend roten, glatten und breitrunden oder eiförmigen Früchte werden etwa (6-)9-10(-14) × 8-9 Millimeter groß. Sie sind im botanischen Sinne Apfelfrüchte. Im Volksmund werden sie bisweilen als „Beeren“ bezeichnet. Den Früchten haften noch die Kelchzipfel an. Die vierfächrigen Samenanlagen mit je zwei Anlagen werden gewöhnlich ausgebildet. Sie enthalten meist etwa 3,5–4,5 Millimeter lange, abgeflachte und rotbraune, etwa eiförmige, relativ glatte Samen. Als Wintersteher hängen die Früchte häufig bis in den Winter hinein in dichten „Büscheln“ am Baum.
WICHTIGE FUTTERPFLANZE
Die Eberesche ist eine wichtige Futterpflanze für Tiere. Nachgewiesen wurde dies bislang für 31 Säugetier- und 72 Insektenarten, darunter 41 Kleinschmetterlinge und zwölf Rüsselkäfer. Insgesamt wurden 63 Vogel- und 20 Säugetierarten als Nutzer der Früchte festgestellt. Insbesondere Singdrossel, Misteldrossel, Rotkehlchen, Mönchsgrasmücke, Kleiber und Gimpel schätzen die Früchte der Eberesche und nutzen den Baum, ebenso wie der Grünspecht, als Nistgehölz. Eine wichtige Rolle spielen die Früchte in der Ernährung von Rotdrossel und Seidenschwanz, die, in manchen Jahren aus Nordeuropa bis zu uns kommend, dann einen Teil des Winters in unseren Breiten verbringen. Aber auch Rotfuchs und Dachs verschmähen die Früchte nicht.
Eichelhäher und verschiedene Nagetiere, wie Siebenschläfer, Haselmaus, Gelbhals- und Feldmaus legen sich – im Boden versteckt – Wintervorräte der Früchte an. Da diese oftmals vergessen werden, leisten sie ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Ausbreitung der Eberesche. Paarhufer wie Reh und Rothirsch ernähren sich von den Blättern, Trieben und Knospen der Bäume, der Weißdorn-Dickmaulrüssler (Otiorhynchus crataegi) und der Schwarze Rüsselkäfer (Otiorhynchus coecus) bevorzugen Triebe und Blätter.
Insbesondere für die Raupen des seltenen Spanners Venusia cambrica und des vom Aussterben bedrohten Gelben Hermelins (Trichosea ludifica) stellt die Eberesche eine wichtige Nahrungspflanze dar. Die Raupen des Baum-Weißlings (Aporia crataegi) tun sich ebenfalls an der Eberesche gütlich.
WISSENSCHAFTLICHER NAME:
SORBUS AUCUPARIA ( L.)
= VOGELBEERE oder EBERESCHE
= Rowan
= Wilde lijsterbes
SYSTEMATIK:
Klasse: EUROSIDEN I
Ordnung: Rosenartige ( Rosales )
Familie: Rosengewächse ( Rosaceae )
Unterfamilie: Spiraeoideae
Tribus: Pyreae
Untertribus: Kernobstgewächse ( Pyrinae )
Gattung: Mehlbeeren ( Sorbus )
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