© Elke Tübben | Neuntöter ♂

DER NEUNTÖTER

(WIKIPEDIA). Der Neuntöter (Lanius collurio) oder Rotrückenwürger (auch Rotrückiger Würger) ist eine Vogelart aus der Familie der Würger (Laniidae) und in Mitteleuropa die häufigste Würgerart. Er ist vor allem durch sein Verhalten bekannt, Beutetiere auf Dornen aufzuspießen.

Zu seiner Nahrung zählen vorwiegend Großinsekten, aber auch kleine Säugetiere und Vögel. In großen Teilen Europas und dem westlichen Asien heimisch, brütet er in halboffenen Landschaften, die ein gutes Angebot an Hecken und Sträuchern aufweisen. Die Nester werden bevorzugt in Dornsträuchern angelegt. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft musste der Neuntöter in Mitteleuropa in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts große Bestandseinbußen hinnehmen.



WISSENSCHAFTLICHE BEZEICHNUNG

LANIUS COLLURIO  ( S.G. GMELIN 1774 ) 

= NEUNTÖTER
= Red-backed shrike
= Grauwe klauwier



Klasse: Vögel ( Aves )
Ordnung: Sperlingsvögel ( Passeriformes )
Unterordnung: Singvögel ( Passeri )
Überfamilie: Corvoidea
Familie: Würger ( Laniidae )
Gattung: Echte Würger ( Lanius )
Der Neuntöter ist mit 16–18 cm Länge die kleinste mitteleuropäische Würgerart. Er zeigt einen sehr ausgeprägten Sexualdimorphismus – Männchen und Weibchen unterscheiden sich deutlich in der Färbung.

Die Flügellänge beträgt durchschnittlich 93 (91–95) mm, beim Männchen liegt sie zwischen 88 und 100 mm, beim Weibchen zwischen 82 und 98 mm. Die Länge des Schwanzes liegt beim Männchen zwischen 71 und 90 mm, beim Weibchen zwischen 68 und 85 mm. Das Durchschnittsgewicht liegt bei den Männchen etwa bei 28 Gramm. Bei den Weibchen kann es sich während der Brutzeit auf 32,8 Gramm erhöhen und liegt außerhalb der Brutzeit etwa bei 28,5 Gramm. Vor dem Zug können Fettdepots gebildet und das Gewicht auf maximal 37 g erhöht werden. Dies ist aber anscheinend nicht die Regel.

Wie sieht das Weibchen des Neuntöters aus?

Das Weibchen zeigt im Gegensatz zum Männchen keinen grauen Oberkopf. Beim Weibchen ist die gesamte Oberseite einfarbig rötlich braun, meist etwas weniger lebhaft als beim Männchen. Die Gesichtsmaske ist undeutlicher, meist dunkelbraun bis schwärzlich angedeutet, das Auge hebt sich deutlicher davon ab. Dafür tritt der helle Überaugenstreif deutlicher hervor. Der Schwanz ist meist einfarbig braun mit weißen Säumen. Die Unterseite ist rahmfarben bis beige und zeigt an Brust und Flanken eine teils nur angedeutete, teils kräftige dunkle Schuppung („Sperberung“). Diese ist manchmal auch sehr blass auf dem Rücken zu sehen.

Mit dem Alter kann die Schuppung verblassen, das Weibchen nähert sich in der Färbung dann immer mehr dem Männchen an.

Der Gesang ist ein reiner Balzgesang, der nicht der Revierabgrenzung dient. Er beginnt und endet oft mit den arttypischen, rauen „Dschää“-Lauten und besteht aus leise schwatzenden Reihen von gepressten, rauen Tönen. Diese werden oft mit Imitationen anderer Arten (zahlreiche Singvogelarten, aber auch Nonpasseriformes wie Rebhuhn, Zwergtaucher oder Bekassine) abgewechselt, wobei die Imitationen meist sehr viel leiser und gepresster sind als im Original. Dem Vogel Schwierigkeiten bereitende Teile können auch weggelassen oder durch arttypische Laute ersetzt werden. Berichten zufolge beherrschte ein offensichtlich besonders begabtes Männchen längere Passagen des Feldlerchengesangs sowie mehrere Varianten des Buchfinkenschlages.
Vor allem das Männchen sitzt gern – oft weithin sichtbar – auf Warten, von denen aus das Jagdrevier gut überblickt werden kann. Dies können Sträucher, junge Bäume, Zaunpfähle, Heuballen, Stubbenwälle oder andere exponierte Orte sein. Vor der Bebrütung des Geleges ist das Weibchen meist in der Nähe des Männchens zu finden. In der Regel wird ohne Ortswechsel lange Zeit auf der gleichen Warte verharrt, auf der der Vogel auch längere Zeit ruht, sich putzt oder sonnt. Wird es ihm dabei zu heiß, sucht der Neuntöter kurzfristig Schatten auf. Zwischendurch werden immer wieder Jagdflüge, z. B. auf Großinsekten unternommen, teilweise sind diese mit einem Ortswechsel verbunden. Die favorisierte Warte eines Revierinhabers kann je nach Tageszeit und Sonnenstand wechseln. Der charakteristische Anflug auf Warten erfolgt zielgerichtet und schnell, dann bremst der Vogel kurz ab und lässt sich das letzte, kurze Stück hinaufgleiten.
Bei der Insektennahrung überwiegen meist große Käfer, häufig sind auch Hautflügler (Hummeln, Bienen und Wespen), aber auch größere Zweiflügler vertreten. Vorwiegend sind dies Imagines, Larven (beispielsweise Schmetterlingsraupen) spielen vor allem eine Rolle als Nestlingsnahrung. Gelegentlich kommen andere Arthropoden wie Spinnen, Asseln oder Tausendfüßer, aber auch Regenwürmer hinzu. Eine eher untergeordnete Rolle spielen Schnecken, die nur von einigen Individuen ins Nahrungsspektrum einbezogen werden.

In Jahren von Feld- oder Erdmaus-Gradationen können diese den größten Teil der Beute stellen. Ansonsten sind Kleinsäuger (Spitzmäuse, Wald-, Haus- oder Rötelmäuse), obwohl sie gewichtsmäßig oft einen großen Anteil an der Beute ausmachen, eher Nahrungsergänzung bei schlechtem Wetter. In Feuchtgebieten können auch Amphibien einen großen Teil ausmachen, ebenso werden Reptilien (Eidechsen, Blindschleichen oder junge Ringelnattern) erbeutet.

Auch Kleinvögel fallen in das Beutespektrum. Dabei handelt es sich eher selten um Altvögel – wobei hier Arten bis zur Größe einer Goldammer erjagt werden – und meist um Nestlinge oder Jungvögel. Festgestellt wurden vor allem junge Singvögel, insbesondere Grasmücken oder Finken, aber auch Küken größerer Arten wie Rallen oder Hühnervögel. Möglicherweise wurden diese nicht erjagt, sondern bereits tot aufgefunden. Auf dem Zug scheint Vögeln als Beute ein größerer Stellenwert zuzukommen – teils in Ermangelung anderer Nahrung, teils wegen der guten Verfügbarkeit. So wurden Neuntöter bei der Jagd auf vom Zug erschöpfte Kleinvögel beobachtet. An einer Oase im Sudan ernährten sich mehrere Würgerarten, darunter der Neuntöter, vorwiegend von toten oder verendenden Vögeln.

Pflanzliche Nahrung spielt ausschließlich in Form von Beeren (beispielsweise Holunderbeeren, Himbeeren, Vogelbeeren) im Spätsommer und Herbst eine Rolle. Früchte, die früh genug reifen, wie beispielsweise Hecken- oder Sauerkirschen werden auch an die Nestlinge verfüttert.

Im Allgemeinen setzt der Neuntöter auf die Jagd nach Insekten. Bei schlechter Witterung kann diese aber wenig ertragreich sein. Um beispielsweise mehrere Regentage oder feuchtkalte Morgenstunden zu überbrücken, neigt er darum zum Anlegen von Vorräten, indem er größere Beutetiere – meistens kleine Wirbeltiere, aber auch größere Insekten – auf Dornen oder Stacheln sowie auf Stacheldraht von Weidezäunen spießt. Seltener kommt das Aufhängen der Beute in Astgabeln oder Verzweigungen vor.

Das angeborene Verhalten des „Spießens“ wird durch Erfahrung in der Geschicklichkeit verfeinert. Teilweise dient das Aufspießen nur dem Zerteilen größerer Beutestücke. In dieser Form kann es hin und wieder auch in den Winterquartieren beobachtet werden. Zumeist (und während der Brutzeit ausschließlich) dient das Spießen aber der Vorratshaltung. Dabei werden Vorratsplätze meist vom Männchen, seltener vom Weibchen bestückt, es bedienen sich aber beide daran. Vorratsplätze liegen nie im Nestbusch, aber meistens in dessen unmittelbarer Nähe an ein oder zwei Plätzen im Revier konzentriert. Verwesende Beutestücke werden regelmäßig entfernt.

Es wurden teils sehr umfangreiche Vorratsplätze gefunden, beispielsweise mit bis zu sieben Mäusen, ebenso vielen jungen Dorngrasmücken oder 30 Maikäfern.


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