XYLOBIUS: BIOTOPHOLZ ALS QUELLE DER VIELFALT
(Münster). Wald und Holz NRW will mehr Artenvielfalt im Staatswald und hat dafür die Biotopholzstrategie Xylobius auf den Weg gebracht. Heute stellte der Landesbetrieb eine neue Broschüre vor, die interessierte Bürgerinnen und Bürger über das landesweite Artenschutzprojekt informiert. In dem Projekt werden im bewirtschafteten Wald einzelne Biotopbäume oder kleinere Baumgruppen markiert, um sie dauerhaft nicht zu nutzen. Diese Bäume sollen alt und morsch werden und ökologisch besonders wertvolle Kleinstlebensräume bilden.
Wertvoll für den Artenschutz: Reste einer von Pilzen zersetzten Buche gehören zu einem intakten Waldökosystem.
Landesweit wird ein engmaschiges Netz aus Biotopbäumen entstehen, das die Lebensbedingungen für zahlreiche seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten verbessert. „Xylobius unterstützt und ergänzt unsere Naturschutzarbeit im Wald. Mit dem Projekt zeigen unsere Försterinnen und Förster eindrucksvoll, wie zukunftsweisende Waldbewirtschaftung mit den sozialen, ökonomischen und ökologischen Dimensionen der Nachhaltigkeit funktioniert“, sagte Andreas Wiebe, Leiter von Wald und Holz NRW.
Artenvielfalt braucht intakte Lebensräume
Ein Drittel der Tierarten im Wald, darunter unterschiedliche Käferarten, Wildbienen sowie verschiedene Pilz- und Pflanzenarten sind speziell auf alte, absterbende oder tote Bäume angewiesen. Diese Lebewesen (Xylobionten) ernähren sich von Holz, bewohnen es oder verwenden Holzbestandteile. Außerdem nutzen Fledermäuse alte Spechthöhlen und seltene Vögel wie Kolkrabe, Schwarzstorch und Rotmilan bauen ihre Horste in die Kronen der Baum-Methusaleme. Um die Lebensbedingungen für die meist sehr seltenen Arten zu verbessern, nimmt Wald und Holz NRW im gesamten bewirtschafteten Staatswald NRWs ausgewählte Biotopbäume aus der Nutzung.
Waldbesuchende können anhand der Xylobius Plakette erkennen, welche Bäume Teil des Schutzkonzeptes sind. Sie soll außerdem verdeutlichen, dass hier nichts aus Versehen „liegen geblieben ist“, sondern dass es sich um ein wichtiges Naturschutzelement des Waldes handelt.
„Mit Xylobius suchen wir gezielt die Bäume heraus, die für die Tier-, Pflanzen- und Pilzwelt ganz besonders wertvoll sind“, erklärte Burkhard Herzig. Die Bäume werden mit speziellen Plaketten markiert und in einem Geoinformationssystem erfasst, um sie dauerhaft zu sichern. Besonders wichtig in diesem Projekt ist die Vernetzung der Xylobius-Kleinstlebensräume. Viele seltene Tier- und Pflanzenarten können nicht in isolierten Lebensräumen überleben. Die Biotopbäume des Xylobiusprojektes bilden ein Netz aus sogenannten Trittsteinbiotopen, über die sich die seltenen Arten verschiedener Lebensräume austauschen können.
Was ist Biotopholz im Xylobiusprojekt?
Die unterschiedlichen Tier-, Pflanzen und Pilzarten nutzen unterschiedliches Biotopholz. Besonders wertvoll sind altes und totes Holz sowie Bäume mit großem Strukturangebot durch Rinden-, Stamm- und Kronenschäden. Typische Merkmale von Biotopbäumen sind:
- Risse, Rinnen, Rindenschäden
- Ast- und Kronenschäden
- Abgestorbene Äste und Astlöcher
- Abgestorbene Stamm- und Kronenpartien
- Baumwunden mit Saftfluss
- Schrägwüchsig, Zwiesel
- Intaktes und faules Holz
- Specht- und Großhöhlen
- Pilzkonsolen
- Flechten- und Mistelbesatz
- Besatz mit Kletterpflanzen
- Nester und Horste
„Es gibt immer noch Menschen im Wald, die alte Bäume und Totholz als unordentlich empfinden. Mit den Bioptopbaumplaketten wollen wir den Waldbesuchern zeigen, dass wir die alten und zerklüfteten Bäume ganz bewusst der Natur überlassen“, sagte Carsten Arndt, Förster im Forstbetriebsbezirk Hirschberg. Wichtiger als die Plaketten ist die digitale Markierung. Nur so können die Xylobius-Bäume langfristig im Wald gesichert werden.
Quelle: Wald und Holz NRW
Photos: © MMB/Below