© Hannah Kalthoff/Uni Osnabrück | Der Feldschwirl (Locustella naevia) ist ein Langstreckenzieher und kehrt jetzt im Frühling auch nach NRW zurück

FORSCHERIN SICHTET SELTENE ZUGVÖGEL IM NRW-WALD

(Bonn). Am 11. Mai ist Welttag der Zugvögel. Dieser Tag soll auf den wichtigen Schutz der Lebensräume dieser besonderen Tiere aufmerksam machen. Zu ihnen gehört auch der Wiedehopf, welcher mit seiner eigenwilligen Frisur sofort auffällt. Der Zugvogel kommt seit einigen Jahrzehnten in Deutschland nur noch selten vor. Neuerdings zieht er allerdings wieder vermehrt aus dem Mittelmeerraum zurück – auch nach NRW. Forscherinnen und Forscher der Universität Osnabrück berichten aktuell von diesen und anderen erstaunlichen Vogelsichtungen in den Sauerländer Wäldern. Sie untersuchen dort den „Einfluss klimawandelbedingter Störereignisse auf die Biodiversität mitteleuropäischer Wirtschaftswälder“. Die Försterinnen und Förster der Regionalforstämter Arnsberger Wald, Soest-Sauerland und Oberes Sauerland unterstützen das Forschungsvorhaben vor Ort und sind sehr gespannt auf die ersten zu erwartenden Ergebnisse im kommenden Winter.

Biodiversitätsforschung zu Klimawandeleffekten im Wald

Durch klimawandelbedingte Ereignisse wie Stürme, Dürreperioden und Massenvermehrungen von Schadinsekten wie dem Borkenkäfer verändert sich der Wald in vielen Regionen Nordrhein-Westfalens sichtbar. Doch wie wirkt sich das auf die im Wald vorkommende Artenvielfalt aus? Welche Unterschiede gibt es zwischen Wäldern, die stark geschädigt worden sind und solchen, die bisher weitgehend intakt blieben? Solchen Fragen gehen jetzt Forscherinnen und Forscher der Universität Osnabrück mit dem Projekt „Einfluss klimawandelbedingter Störereignisse auf die Biodiversität mitteleuropäischer Wirtschaftswälder“ auf den Grund.

„Die Forschung liefert uns sehr wichtige, aktuelle Informationen, über die Artenvielfalt in unseren Wäldern. Je genauer wir sie kennen, umso gezielter können wir sie schützen und fördern“, sagt Olaf Ikenmeyer, Leiter des Regionalforstamt Arnsberger Wald. „Vor dem Absterben der Fichten haben sich zum Beispiel Tannenmeise, Wintergoldhähnchen und Fichtenkreuzschnabel in den ausgedehnten Fichtenflächen des Arnsberger Waldes wohl gefühlt. Jetzt sind es andere Arten. Das zeigen die tollen Vogelbilder anschaulich. Damit wird etwas mehr von der vielfältigen Schönheit unserer Wälder sichtbar“.

„Vor allem auf den Borkenkäfer-Schadflächen waren unter den Vogelsichtungen schon echte Highlights: Darunter der charakteristische Wiedehopf, der sich vermutlich unsere Untersuchungsfläche als Rastplatz ausgesucht hatte. Glücklicherweise konnte ich ihn sogar mit der Kamera erwischen. Spannend bleibt für die nächsten Wochen, ob wir ihn auch als Brutvogel nachweisen können,“ Kalthoff von der Universität Osnabrück, Abteilung für Biodiversität und Landschaftsökologie.

Der Wiedehopf fällt mit seinem auffälligen Federkleid und dem besonders langen Schnabel sofort auf, da er in Deutschland nur selten vorkommt. Die inzwischen reich strukturierten Borkenkäfer-Schadflächen können dem wärmeliebenden Höhlenbrüter ein reichhaltiges Futterangebot bieten. Im angrenzenden Wald oder direkt auf der Borkenkäfer-Schadfläche könnte er sogar geeignete Brutplätze finden.

Mit dem deutschlandweit stark gefährdeten, optisch eher unauffälligen Feldschwirl entdeckten die Forscherinnen und Forscher eine weitere Besonderheit unter den Zugvögeln. Der kleine Vogel fällt hauptsächlich durch seinen lauten heuschreckenartigen Gesang auf. Jedenfalls scheint er die dichte, buschige Vegetation der strukturreichen Schadflächen zu mögen.

Besondere Überraschung und Freude löst der Fund eines balzenden Steinschmätzer-Paares und eines weiteren Männchens der landesweit vom Aussterben bedrohten Zugvogelart aus. Der kleine aber weit ziehende Vogel kommt in ganz NRW mit nur 10-20 Brutpaaren vor.

Noch bis Mitte Juni erfassen die Forscherinnen und Forscher auf insgesamt 50 Waldflächen in den Regionalforstämtern Arnsberger Wald, Soest-Sauerland und Oberes Sauerland die dort brütenden Vögel. Sie untersuchen Wälder, die durch den Sturm Kyrill im Jahr 2007 umgeworfen worden sind, Flächen, auf denen der Borkenkäfer in den letzten Jahren immense Waldschäden hinterließ sowie intakte alte Laub-Mischwälder. Eine Veröffentlichung der ersten Ergebnisse des Forschungsvorhabens ist für den kommenden Winter geplant.

Quelle: Holz und Wald NRW
Photos: Hannah Kalthoff / Universität Osnabrück

 





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