DIE WILDE MÖHRE
(Wikipedia). Die in Mitteleuropa heimische Wilde Möhre (Daucus carota subsp. carota) ist ein Elternteil der Gartenmöhre oder Karotte. Die Gartenmöhre (Daucus carota subsp. sativa) ist vermutlich ein Kreuzungsprodukt aus der Wilden Möhre (Daucus carota subsp. carota), der südeuropäischen Daucus carota subsp. maximus und evtl. der orientalischen Daucus carota subsp. afghanicus. Sie gehört zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae).
Im Gegensatz zur Gartenmöhre ist die Speicherwurzel der Wilden Möhre bleich. Schon Theophrastos von Eresos bezeichnet mit δαϋκος (= daukos, gr.) die Möhre und andere Doldenblütler mit würzigem Geruch.
VEGETATIVE MERKMALE
Bei der Wilden Möhre handelt es sich um eine zweijährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 20 bis 120 cm erreicht.
Die Wilde Möhre ist ein Tiefwurzler (bis 80 cm tief wurzelnd). Die verholzende Wurzelrübe ist aus der verdickten Hauptwurzel und dem Hypokotyl entstanden. Sie besteht aus einem inneren Mark mit Leitgewebe und einem äußeren, zarten Teil mit Speichergewebe. Die Seitenwurzeln fallen bald ab und hinterlassen Narben (Querriefen). Die essbare Wurzel hat im Gegensatz zur Karotte keine gelblich oder orange Farbe. Dies liegt vor allem an dem geringen Gehalt an Carotinen.
Der Stängel besitzt eine borstige Behaarung. Die Laubblätter sind zwei- bis vierfach gefiedert. Sie sind neben den Blättern der Kulturformen der Möhre die wichtigste natürlich vorkommende Nahrungsquelle für die Raupe des Schwalbenschwanz, die sich gern auch am Stängel verpuppt.
GENERATIVE MERKMALE
Der vielstrahlige, doppeldoldige Blütenstand ist im voll aufgeblühten Zustand flach gewölbt, beim Aufblühen und zur Fruchtreife sind dagegen die Doldenstrahlen vogelnestartig zusammengeneigt. In der Mitte der Blütendolde befindet sich oft eine (selten wenige) schwarzpurpurn gefärbte, sterile „Mohrenblüte“. Die Hüllblätter sind dreiteilig oder gefiedert.
Die Doppelachänen zerfallen in zwei leicht bestachelte, borstig-behaarte Teilfrüchte, dabei handelt es sich um Klettfrüchte. Die Fruchtreife findet zwischen Juli und September statt. Währenddessen bleiben die Doldenstiele dauernd einwärts gekrümmt („Vogelnestform“). Im reifen und abgestorbenen Zustand sind die Doldenstiele hygroskopisch beweglich, d. h. die Dolden sind bei Trockenheit gespreizt und bei Feuchtigkeit als Vogelnest zusammengezogen. Als sogenannter Wintersteher bleibt der oberirdische Spross auch nach der Vegetationsperiode sichtbar. Die längliche Frucht zerfällt in zwei Teilfruchte mit jeweils vier Stachelreihen.
BLÜTEZEIT
Die Blüten sind eine Hauptpollenquelle für die Sandbienen Andrena pallitaris und Andrena nitidiuscula. Die Blütezeit reicht von Mai bis September.
VORKOMMEN
Die Wilde Möhre ist ursprünglich in Europa, Nordafrika, Makaronesien, in West- und Zentralasien und im Kaukasusraum weit verbreitet. In vielen anderen Gebieten der Welt konnte sie als Neophyt Fuß fassen. Sie gedeiht in subozeanischen bis subkontinentalen, subtropisch bis nördlich gemäßigten Klimazonen, hauptsächlich in den planaren bis collinen Höhenstufen (Flach- und Hügelland).
Die Wilde Möhre besitzt ihr Hauptvorkommen in nährstoffreichen Stauden- und ausdauernden Unkrautfluren, halbruderalen Queckenrasen trockenwarmer Standorte. Frischwiesen und -weiden zählen ebenso zu den oft besiedelten Standorten. Sie gedeiht hauptsächlich im Offenland, aber auch im Wald. Oft findet man sie auch auf Ruderalflächen. Die „Kulturabhängigkeit“ von anthropogen beeinflussten Ökosystemen wird für die Wilde Möhre mit folgenden Hemerobiestufen nach Kunick 1974 angegeben: 3 (mesohemerob = mäßiger menschlicher Einfluss) bis 5 (alpha-euhemerob = starker menschlicher Einfluss).
VERWENDUNG IN DER KÜCHE
Die Wurzel der Wilden Möhre kann im zweiten Jahr ähnlich wie die der Gartenmöhre verwendet werden, unterscheidet sich aber durch einen süßeren Geschmack und einen geringeren Wasseranteil. Auch die zarten Blätter und Blüten sowie die Samen können für Salate, als Zusatz in Gemüsegerichten, als essbare Dekoration oder zum Würzen verwendet werden. Der Grundgeschmack dieser Pflanzenteile ist petersilien- bis anisartig.
Vor dem Verzehr sollte sichergestellt werden, dass die Wilde Möhre nicht mit anderen Doldenblütlern verwechselt wird. Die sichersten Unterscheidungsmerkmale sind der möhrenartige Geruch der zerriebenen Blätter sowie die zentrale, schwarzpurpurn gefärbte Einzelblüte („Mohrenblüte“) im sonst weißen Blütenstand.
WISSENSCHAFTLICHER NAME:
DAUCUS CAROTA SUBSP. CAROTA ( L. )
= WILDE MÖHRE
= Wild Carrot
= Wilde wortel
SYSTEMATIK:
Klasse: Euastriden II
Ordnung: Doldenblütlerartige ( Apiales )
Familie: Möhren ( Daucus )
Gattung: Möhre ( Daucus carota )
Unterart: Wilde Möhre
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