© Naturfotografie A. Surano | Westliche Smaragdeidechse

DIE WESTLICHE SMARAGDEIDECHSE

(Wikipedia). Die Westliche Smaragdeidechse (Lacerta bilineata) ist eine große europäische Eidechsenart mit grüner Grundfärbung. Erst mit dem Nachweis mangelnder Kreuzbarkeit sowie nach weiteren vergleichenden genetischen Studien wird seit etwa 1991 anerkannt, dass es sich um eine eigene Spezies neben der Östlichen Smaragdeidechse (Lacerta viridis) handelt. Zuvor waren diese Arten nicht unterschieden worden, obwohl es schon früher Hinweise und Bestrebungen dazu gegeben hatte.

MERKMALE

Es handelt sich um eine große, aber dennoch recht schlank wirkende Eidechse mit einem spitzen Kopf und einem, insbesondere bei den Männchen, recht langen Schwanz. Dessen Maße können das 1,6- bis 2,3fache der Kopf-Rumpf-Länge erreichen, welche bis zu 13 Zentimeter beträgt. Die maximale Gesamtlänge ist allerdings oft schwer zu beziffern, da viele ältere Tiere keinen unversehrten Schwanz mehr aufweisen, sondern diesen zwischenzeitlich bei Kontakt mit Fressfeinden oder bei Paarungskämpfen verloren und (unvollständig) regeneriert haben. Es Hintwerden aber bis etwa 40 Zentimeter Gesamtlänge erreicht. Die Extremitäten sind im Verhältnis zum Rumpf relativ lang; Exemplare aus Deutschland sollen durch besonders lange erbeine auffallen.

Der Rücken und große Teile des Körpers sind bei beiden Geschlechtern hell- bis dunkelgrün. Die Grünfärbung entsteht allerdings erst allmählich im Laufe der ersten Lebensjahre; die Jungtiere erscheinen in Brauntönen. Während die etwas robuster wirkenden, großköpfigeren Männchen auf der grünen Grundfarbe in der Regel kleine schwarze, mitunter ornamentartig angeordnete Sprenkel aufweisen, haben die Weibchen oft ein Zeichnungsmuster mit in Reihen angeordneten, dunklen Abzeichen und weißlich-gelben Linien, die zu Längsbändern verschmelzen können. Je nach Region und Jahreszeit lassen sich die Geschlechter aber nicht immer an Zeichnungsmerkmalen unterscheiden. Bauch und Kehle sind fleckenlos weiß, grünlich oder gelb gefärbt. Mit der ersten Häutung nach der Winterruhe werden Kinn-, Kehl- und Halsregion sowohl bei Männchen als auch teilweise bei Weibchen grünblau bis „kornblumenblau“. Dieses „Paarungskleid“ erscheint beim Männchen kontrastreicher und farbintensiver.

Die obige Beschreibung passt ebenso auf die Schwesterart Östliche Smaragdeidechse. Morphologisch bestehen nur geringe Differenzen bei der Beschuppung und den Körperproportionen. Diese beiden Arten sind, abgesehen von genetischen Merkmalen, hauptsächlich an ihrer Verbreitung zu unterscheiden. Gelegentlich kann eine Smaragdeidechse auch mit einer männlichen Zauneidechse (Lacerta agilis) verwechselt werden.

LEBENSRAUM

Smaragdeidechsen bevorzugen sonnenerwärmte, süd-/südwest-/südostexponierte Geländehänge mit einem ausreichenden Feuchtegrad und einer Mischung aus offenen Strukturen und mosaikartiger Vegetation als Habitat. Besonders geeignet sind beispielsweise trockenere Waldränder, vergraste Weinberge, Halbtrockenrasen (nicht jedoch gebüschlose Trockenrasen!), Ginsterheiden, Brombeerdickichte, Bahn- und Wegdämme, Wiesen mit Schlehengebüschen und schüttere Streuobstwiesen. In Smaragdeidechsen-Habitaten sind häufig Ansammlungen von Steinen mit erreichbarem Lückensystem (z. B. Lesesteinhaufen und Trockenmauern) zu finden. Im Süden des Verbreitungsgebiets sind die Vorkommen dagegen oft auf feuchte Lagen oder auf gebirgige Regionen beschränkt. Die tagaktiven Tiere nehmen insbesondere morgens und abends ausgedehnte Sonnenbäder; ansonsten klettern sie nahrungssuchend im Pflanzengestrüpp umher. Bei Gefahr huschen sie sehr flink in schützende Vegetation sowie in Spalten und Höhlungen.

NAHRUNG, FRESSFEINDE

Smaragdeidechsen vertilgen größere Insekten, Spinnen, Asseln, Schnecken und kleine Wirbeltiere (beispielsweise Jungmäuse), aber auch Reptilieneier und -jungtiere sowie Beeren. Sie gehen mit Hilfe des Seh- und Geruchssinnes aktiv auf Beutefang, ergreifen ihre Opfer mit dem bezahnten Maul und verschlucken diese direkt oder nach mehrmaligem Kauen. Sperrige Teile wie harte Flügeldecken von Insekten werden vorher durch Schütteln entfernt.

Sie selbst gehören zum Beutespektrum von Schlangen (beispielsweise der oft syntop vorkommenden Schlingnatter), Greifvögeln und Neuntötern. Hühnervögel fressen vor allem die Jungtiere. Unter den Säugetieren sind Hauskatzen, Spitzmäuse, Igel, Füchse und Marderarten zu nennen.

VERBREITUNG

In Deutschland gibt es aktuell nur noch einige inselartige Populationen in Rheinland-Pfalz, wo das mittlere Rheintal sowie die Hänge der unteren Mosel und der Nahe besiedelt werden. Im Jahr 2003 sind Smaragdeidechsen nach ca. 150 Jahren wieder für Hessen im mittleren Lahntal nachgewiesen worden. Nach ersten molekularbiologischen Untersuchungsergebnissen wird angenommen, dass es sich um eine bisher übersehene Lacerta bilineata-Population handeln könnte. Die Frage der Autochthonie ist aber nicht abschließend zu klären. Nach einem Gutachten ergeben sich aufgrund einer ausführlichen Landschaftsanalyse (ehemaliges Weinbaugebiet, tangierender Bahndamm, wärmegetönte Biotope) zumindest Anhaltspunkte, die für ein natürliches Vorkommen sprechen. Wirkliche Indizien zur Autochthonie könnten Nachweise räumlich vermittelnder Populationen aus dem Lahntal zwischen Weilburg und Lahnstein erbringen.

GEFÄHRDUNG

Ungünstige Klimaverhältnisse und -änderungen können insbesondere am nördlichen Rand des Verbreitungsgebiets, also gerade auch in Deutschland, zu Bestandsverlusten führen. Das betrifft verstärkt territorial isolierte und durch weitere Faktoren bereits geschwächte, individuenarme Populationen. Maßgeblich wirken sich aber bestimmte anthropogene Maßnahmen in den Lebensräumen aus, die man allgemein als extensive Kulturlandschaften charakterisieren kann. Die Intensivierung der Bewirtschaftung (z. B. Durchführung von Maßnahmen zur Flurbereinigung), der Ausbau von Verkehrswegen oder die Verbuschung bzw. Aufforstung von halboffenen Habitaten sind unter anderem zu nennen. Möglicherweise spielt auch der Wegfang durch „Liebhaber“ eine Rolle, obwohl die Art unter anderem nach der Berner Konvention geschützt ist.



WISSENSCHAFTLICHER NAME:

LACERTA BILINEATA ( DUDIN, 1802 )

= WESTLICHE SMARAGDEIDECHSE
= Western green lizard
= Westelijke Smaragdhagedis


SYSTEMATIK:

Klasse: Kriechtiere ( Reptilia )
Überordnung: Schuppenechsen ( Lepidosauria )
Ordnung: Schuppenkriechtiere ( Squamata )
Familie: Echte Eidechsen ( Lacertidae )
Unterfamilie: Lacertinae
Gattung: Lacerta


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