DIE BLAUFLÜGEL-PRACHTLIBELLE
(Wikipedia).Die Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo), auch Gemeine Seejungfer genannt, ist eine Libellenart aus der Familie der Prachtlibellen (Calopterygidae) innerhalb der Kleinlibellen. Sie ist neben der Gebänderten Prachtlibelle (Calopteryx splendens) die einzige Art der Prachtlibellen in Mitteleuropa und fällt vor allem durch die namengebenden blauen Flügel der Männchen auf.
Die fertig entwickelten Tiere erreichen eine Flügelspannweite von 6,5 bis 7 Zentimetern und eine Körperlänge von etwa 5 Zentimetern. Die abgebildete Exemplare sind von einen kleinen Bachlauf in den Mendener Ruhrauen.
MERKMALE
Auffallend ist bei dieser Art vor allem die Flügelfärbung. So sind die Flügel der Männchen vollständig blaugrün und die der Weibchen durchscheinend bräunlich bis kupfern gefärbt. Wie bei allen Prachtlibellen sind sie sehr breit und besitzen keinen stielartigen Ansatz. Die Flügel sind außerdem von einem dichten Adernetz durchzogen und besitzen kein Flügelmal (Pterostigma). Bei den Weibchen ist jedoch ein falsches Flügelmal vorhanden, bei dem eine dichtere Aderung vorliegt.
Eine Verwechslungsgefahr besteht aufgrund der sehr deutlichen Färbung innerhalb des Verbreitungsgebietes nur mit der Gebänderten Prachtlibelle, die dieser Art auch in der Lebensweise sehr stark ähnelt (aus diesem Grunde wird sie für Vergleiche im folgenden Text regelmäßig herangezogen). Bei der Gebänderten Prachtlibelle ist die blaue Färbung der Männchen allerdings nur auf einen Teil des Flügels beschränkt, die Basis ist zu etwa einem Drittel immer durchscheinend, und Teile der Flügelspitze sind im Regelfall auch farblos. Als weiteres Unterscheidungsmerkmal dient die Unterseite der letzten drei Hinterleibssegmente, die bei der Gebänderten Prachtlibelle gelblich-weiß und bei der Blauflügel-Prachtlibelle leuchtend rot sind. Der Körper und die Flügel der Weibchen der Gebänderten Prachtlibelle sind metallisch-grün. Jedoch besteht vor allem bei frisch gehäuteten und noch nicht ausgefärbten Libellenweibchen sowie bei Fotografien mit Blitzlicht eine große Verwechslungsgefahr der Weibchen beider Arten.
VERBREITUNG
Die Blauflügel-Prachtlibelle lebt vor allem an kleinen bis mittelgroßen Bachläufen und anderen Fließgewässern. Diese zeichnen sich durch eine relativ niedrige Wassertemperatur sowie durch eine mäßige bis schnelle Strömung aus. Die Gewässer dürfen dabei nicht zu nährstoffreich (eutroph) sein. Im nördlichen Teil ihres Verbreitungsgebietes, etwa in Norwegen, ist sie auch an mittelgroßen Flüssen anzutreffen und im Norden Finnlands sogar in größeren Strömen. Die Gewässer liegen dabei meist in unmittelbarer Nähe zu Waldbeständen. Im Gegensatz zur Gebänderten Prachtlibelle findet man sie dabei sogar an Bächen innerhalb von Wäldern und an Moorbächen und -gräben.
Die Imaginalhabitate, also die Lebensräume der Erwachsenen, entsprechen weitestgehend denen der Gebänderten Prachtlibellen, wobei entsprechende Larvalhabitate vorhanden sein müssen. Anders als die Imagines der Gebänderten Prachtlibelle trifft man diejenigen der Blauflügel-Prachtlibelle allerdings auch an Waldlichtungen, dafür sehr selten am Ufer größerer Stillgewässer. Als Ruheplätze benötigen die Tiere Bäume und Sträucher, allerdings reichen oft auch hohe krautige Pflanzen wie Bestände der Großen Brennnessel (Urtica dioica) aus.
Einen wichtigen Faktor für das Vorkommen der Blauflügel-Prachtlibellen stellt das Sauerstoffangebot des Gewässers dar. Die Larven reagieren bei Sauerstoffmangel sehr viel empfindlicher als die Larven der Gebänderten Prachtlibelle, so dass die Sauerstoffsättigung des Wassers entsprechend hoch sein muss. Gewässer mit hohen Anteilen von Sediment und Faulschlamm, bei denen durch bakterielle Abbauprozesse Sauerstoff verbraucht wird, eignen sich entsprechend nicht als Habitat für die Larven. Aufgrund dieser Empfindlichkeit, die auch andere Faktoren der Gewässerchemie betrifft, können die Tiere als Bioindikator für die Abschätzung der Gewässergüte genutzt werden. So wird ihnen nach DIN ein Indikationswert im Saprobiensystem von 1,9 zugeordnet, der für einen gering bis mäßig verschmutzten Gewässertyp (β-mesosaprob) steht und eine Gewässergüteklasse von I bis II bedeutet.
FLUGZEITEN
Die ersten Imagines der Libellen tauchen, abhängig von der Witterung, von Ende April bis Ende September auf. Die Hauptschlüpfzeit liegt dabei in den Zeiten von Ende Mai bis Ende Juni. Die Emergenz, also die Umwandlung der Larven zu Imagines und das damit verbundene Verlassen des Wassers, erfolgt nicht synchron und dauert über die gesamte Saison bis etwa Mitte Juli an. Die frischgeschlüpften Libellen verbringen nach dem Verlassen der Larvenhülle (Exuvie) die erste Zeit bis zur vollständigen Ausfärbung in der Vegetation der Umgebung des Gewässers. Diese Reifezeit dauert im Regelfall etwa 10 Tage, danach kehren sie zum Gewässer zurück. Die adulten Tiere leben nur eine Saison, dabei wurde eine Lebensdauer von etwa 40 bis 50 Tagen festgestellt.
GEFÄHRDUNG UND SCHUTZ
Da die Blauflügel-Prachtlibelle aufgrund ihrer sehr eng begrenzten ökologischen Ansprüche (Stenökie) vor allem der Larven nur an Gewässern vorkommen kann, die sich durch einen wenig vom Menschen beeinflussten und naturnahen Wasserkörper auszeichnen, ist sie im größten Teil ihres Verbreitungsgebietes sehr selten. Sie fehlt entsprechend in Gebieten um größere Städte oder um industrielle Ballungsräume vollständig, und auch in Regionen mit stark ausgeprägter landwirtschaftlicher Nutzung ist sie nur selten anzutreffen. Entsprechend dieser Situation wird sie in Deutschland in der Roten Liste (1998) als gefährdet eingestuft, in einigen Bundesländern ist sie vom Aussterben bedroht. Ähnlich verhält es sich auch in Österreich, der Schweiz und anderen mitteleuropäischen Ländern.
Zu den Faktoren, die eine Besiedlung der Gewässer für die Larven der Blauflügel-Prachtlibelle unmöglich machen, gehören zum einen die Kanalisierung und Verbauung derselben, bei denen die für die Ansiedlung wichtigen Wasserpflanzen verloren gehen. Zum anderen stellt die Eutrophierung der Gewässer durch die Landwirtschaft sowie durch Haushaltsabwässer einen wichtigen Faktor für den Rückgang dar. Diese führt zu einer verstärkten Faulschlammbildung und damit vermehrten Sauerstoffzehrung in den betroffenen Gewässern sowie zu einem verstärkten Algenwachstum von so genannten „Schmieralgen“. Dabei handelt es sich um Braun- und Grünalgen, die die Wasserpflanzen sowie das Substrat überwachsen. Die veralgten Pflanzen werden von den Weibchen nicht als Eiablagestellen angenommen. Außerdem finden die Larven keine Haltemöglichkeiten gegen die Strömung, und die Algen und Schmutzpartikel setzen sich an den für die Atmung wichtigen Kiemenblättchen ab. Der Veralgung folgt eine Verkrautung und schlussendlich eine Verlandung der Gewässer.
Doch auch naturnahe Gewässer mit geringer Gewässerbelastung können in einem Zustand sein, der für die Tiere nicht nutzbar ist. So darf die Wasserfläche nicht von den Pflanzen des Randbewuchses vollständig überwachsen sein, dies geschieht vor allem durch schnell wachsende Pflanzen wie das Echte Mädesüß (Filipendula ulmaria), die Große Brennnessel (Urtica dioica) oder das Indische Springkraut (Impatiens glandulifera). Auch der Baumbewuchs am Gewässerrand darf keine geschlossene Baumkrone ausweisen, da ansonsten die notwendige Sonnenbestrahlung fehlt.
WISSENSCHAFTLICHER NAME:
CALOPTERYX VIRGO ( LINNAEUS, 1758 )
= BLAUFLÜGELIGE PRACHTLIBELLE
= Beautiful demoiselle
= Bosbeekjuffer
SYSTEMATIK:
Klasse: Insekten ( Insecta )
Ordung: Libellen ( Odonata )
Unterordnung: Kleinlibellen ( Zygoptera )
Überfamilie: Calypterygoidea
Familie: Prachtlibellen ( Calopterygidae )
Gattung: Calypteryx
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QUELLEN:
↑ Heiko Bellmann: Der Kosmos Libellenführer. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-440-10616-7.
↑ Klaus Sternberg & Rainer Buchwald: Calopteryx splendens (Harris, 1782), Gebänderte Prachtlibelle. S. 187–202 In: Sternberg/Buchwald (Hrsg.): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 1. Ulmer, Stuttgart 1999, ISBN 3-8001-3508-6.
↑ Die Gebänderte Prachtlibelle (www.wikipedia.org)