INDUSTRIE-INSEKTEN – IN EINEM UNBEKANNTEN LAND
Ausstellung im LWL-Museum Textilwerk
IndustrieInsekten – In einem unbekannten Land
(Bocholt). Schillernde Farben, fremdartige Gestalten, erstaunliche Fähigkeiten: Insekten sind faszinierend. Weltweit gibt es über eine Million bekannte Arten. Doch die Bestände schwinden. In Deutschland steht von 33.000 Arten inzwischen jede zweite auf der „Roten Liste“. Die Fotografin Ute Matzkows und der Fotograf Klaus Rieboldt haben Insekten auf den Arealen der acht LWL-Museen für Industriekultur aufgespürt. Ihre beeindruckenden Fotografien stehen im Mittelpunkt einer Ausstellung, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zum Saisonstart am 17. März in der Spinnerei des LWL-Museums Textilwerk in Bocholt eröffnet. Bis 2. November 2024 werden die „IndustrieInsekten“ die historischen Fabriksäle bevölkern.
Das LWL-Museum zeigt insgesamt rund 150 Fotografien als Slideshows auf großformatigen Bildschirmen. Die „Leitinsekten“ der acht Museen – darunter prächtige Flieger wie die Gebänderte Prachtlibelle oder imposante Krabbler wie der Hirschkäfer – kommen auf hinterleuchtetem Textil groß heraus. Filme, detailgetreue Modelle, Mitmachstationen und viele Informationen zu den Fähigkeiten der Sechsbeiner, zur Bedrohung ihrer Lebenswelt und Möglichkeiten, selbst etwas für sie zu tun, ergänzen die Präsentation.
„Insekten sind ein Symbol für die faszinierende Vielfalt der Natur, die mehr und mehr bedroht ist. Ökologie ist ein Zukunftsthema, das gerade an unseren Museen für Industriekultur richtig angesiedelt ist. Denn die ehemaligen Produktionsorte standen 200 Jahre lang auch für erhebliche Umweltbelastungen“, sagte Museumsdirektorin Dr. Kirsten Baumann am Dienstag (12.3.) bei der Vorstellung der Ausstellung in Bocholt. Heute böten die weitläufigen Areale im Umfeld der ausgedienten Fabriken wertvolle Lebensräume für Pflanzen und Tiere, darunter zahlreiche Insektenarten. „Die Schönheit dieses Mikrokosmos direkt vor unserer Haustür zu zeigen und gleichzeitig auf seine Verletzlichkeit hinzuweisen, ist ein wichtiges Anliegen der Ausstellung“, betont der Vorsitzende der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe, Klaus Baumann. Er wird die Schau am Sonntag um 15 Uhr in der Spinnerei des Textilwerks eröffnen.
Die Ausstellung
In der Ausstellung ist jedem der acht Museen ein „Kubus“ gewidmet. Auf einem Bildschirm läuft jeweils eine Slideshow mit 18 Fotografien von Insekten, die Matzkows und Rieboldt auf den Arealen rund um die jeweiligen Häuser, auf Wiesen, Schotterflächen, an Mauern und Wasserflächen fotografiert haben. Das Spektrum reicht von bekannten Arten wie der Gemeinen Eintagsfliege und dem Marienkäfer über Bewohner spezieller Lebensräume wie dem Wasserläufer bis hin zu Exoten wie Flechtenbärchen, Grünrüssler oder Balkenschröter. Dem Leitinsekt können Betrachter auf Augenhöhe begegnen. Neben den großen Fotos gibt es eigens angefertigte, bis zu 120 Zentimeter große Modelle sowie ausführliche Steckbriefe zu Aussehen, Besonderheiten und Eigenschaften der Sechsbeiner.
An Hands-On-Stationen können Gäste zum Beispiel Töne dem richtigen Tier zuordnen, Insektenmemory spielen oder mit einem Scanner bei ausgewählten Produkten aus dem Supermarkt herausbekommen, welche unter „Mitarbeit“ von Insekten entstanden. Ihren Beitrag können Ökonomen beziffern: Insekten bestäuben allein in Deutschland Pflanzen im Wert von 3,8 Milliarden Euro pro Jahr.
Zum Begleitprogramm gehören ein Ferienworkshop (2. – 5.April 2024) für Kinder von sechs bis zehn Jahren sowie ein „Insekten-Tasting“ (25.April 2024).
Gefördert wurde die Wanderausstellung von der Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege sowie der König-Baudouin-Stiftung. Erste Station war 2023 die Henrichshütte in Hattingen. Nach Bocholt tourt die Schau noch durch weitere LWL-Museen für Industriekultur.
Quelle: LWL-Museum Bocholt
Photo: © MMB/Below