DER SEEADLER
(Wikipedia). Der Seeadler (Haliaeetus albicilla) ist ein Greifvogel aus der Familie der Habichtartigen (Accipitridae). Seeadler bewohnen gewässerreiche Landschaften Eurasiens von Grönland bis zum Pazifik. Sie ernähren sich überwiegend von Fischen, Wasservögeln und Aas. Die Art wurde in Mittel- und Westeuropa durch menschliche Verfolgung und die Vergiftung durch das Insektizid DDT fast ausgerottet.
Seit Mitte der 1980er Jahre nimmt der Bestand in weiten Teilen Europas wieder stark zu.
BESCHREIBUNG
Seeadler gehören zu den größten Greifvögeln Mitteleuropas, im Westen der Paläarktis sind nur Mönchsgeier (Aegypius monachus), Bartgeier (Gypaetus barbatus) und Gänsegeier (Gyps fulvus) größer.
Im Sitzen sind Seeadler selbst auf große Entfernung meist durch ihre Größe, den etwas eckig wirkenden, sehr kräftigen und fast bulligen Körper, den sehr kräftigen und langen Hals, den großen Fang und die sehr kräftigen Beine erkennbar. Das Gefieder erwachsener Seeadler ist überwiegend braun. Kopf, Hals, obere Brust und oberer Rücken sind gelblich-ockerfarben aufgehellt. Der weiße Stoß ist kurz und keilförmig. Der Fang ist im Vergleich zu anderen Greifvögeln sehr groß und kräftig und wie die Wachshaut hellgelb. Die Iris der Augen ist ebenfalls hellgelb. Die Beine sind anders als beim Steinadler (Aquila chrysaetos) nicht bis zu den Zehen befiedert.
Im Flug sind Seeadler in Mitteleuropa kaum verwechselbar. Neben der bedeutenden Größe sind der weit vorgestreckte, lange und kräftige Hals und die breiten, brettförmigen und im Segelflug horizontal gehaltenen Schwingen gute Unterscheidungsmerkmale. In größerer Höhe ist der weiße Stoß oft kaum sichtbar, das Flugbild wird dann oft mit „fliegendem Gerüstbrett“ umschrieben. Im aktiven Flug werden die riesigen Schwingen weit nach unten und nach oben durchgeschlagen.
Junge Seeadler sind dunkelbraun, der Fang und die Wachshaut sind dunkelgrau. Mit jeder Mauser werden sie den adulten Tieren ähnlicher, mit fünf Jahren zeigen sie das vollständige Adultkleid. Immature Seeadler werden wegen der häufig gut ausgebildeten dunklen Stoßendbinde gelegentlich mit jungen Steinadlern verwechselt. Anhand der sehr unterschiedlichen Körperproportionen und den bei Seeadlern fehlenden hellen Flügelfeldern sind die Arten jedoch gut zu unterscheiden.
Seeadler erreichen eine Körperlänge von 74 bis 92 Zentimetern und eine Flügelspannweite von 193 bis 244 Zentimetern. Die Weibchen werden mit einem Gewicht von 3,7 bis 6,9 Kilogramm und einer Flügellänge von 621 bis 717 Millimetern im Mittel deutlich größer und schwerer als die Männchen mit 3,1 bis 5,4 Kilogramm und einer Flügellänge von 552 bis 652 Millimetern.
Für den Seeadler werden heute keine Unterarten beschrieben. Früher wurden die Seeadler auf Grönland als eigene Unterart von der Nominatform abgetrennt, auch diese Trennung wird jedoch heute nicht mehr aufrechterhalten. Genetische Studien haben die relativ enge Verwandtschaft der grönländischen Seeadler mit Seeadlern aus Westeuropa bestätigt. Vermutlich geht der grönländische Bestand auf eine Besiedlung durch europäische Seeadler nach der Klimaerwärmung seit der letzten Eiszeit (<15.000 Jahre) zurück. Allerdings scheinen die Seeadler auf Island und Grönland heutzutage nicht durch Genfluss mit europäischen Seeadlern verbunden zu sein.
In Aussehen, Verhalten und Ökologie ähnelt der Seeadler sehr dem Amerikanischen Weißkopfseeadler. Einige Autoren vereinigen diese beiden Arten daher zu einer Superspezies.
WANDERUNG
Adulte Seeadler sind in fast ganz Europa Standvögel und bleiben ganzjährig in ihrem Revier. Junge und immature Seeadler streifen ebenso wie adulte revierlose Vögel auf der Suche nach günstigen Ernährungsmöglichkeiten weiträumig in Europa umher. Die Seeadler im Norden Russlands und Sibiriens sind Zugvögel. Sie überwintern auf Hokkaidō und in Korea, in Süd-China und im Norden Indiens, in Pakistan und weiter westlich häufig am Kaspischen Meer, selten in Arabien, der Türkei und auf Zypern.
Am Niederrhein (Bislicher Insel) hat sich auch seit Jahren ein Seeadler-Pärchen im dortigen fisch- und wasservögelreichen Naturschutzgebiet niedergelassen (siehe Fotos).
ERNÄHRUNG
Der Seeadler ernährt sich während der Brutzeit vor allem von Fischen und Wasservögeln, auch Aas wird gern genommen, lebende Säuger spielen meist nur eine untergeordnete Rolle. Fische werden häufig selbst erbeutet, Seeadler fressen jedoch auch tote und halb verweste Fische. Die im jeweiligen Lebensraum häufigsten Arten dominieren meist auch im Nahrungsspektrum des Seeadlers.
In Schleswig-Holstein bilden Fische 73 % und Wasservögel 24 % der Beute. Die übrigen 3 % sind Säuger, vor allem Kaninchen und Feldhasen. Unter den Fischen sind Bleie mit 24 %, Karpfen mit 23 % und unbestimmte Karpfenfische (Cyprinidae) mit 29 % dominierend. Die am häufigsten erbeuteten Wasservögel sind Blässhuhn (56 %), Graugans (10 %) und Stockente (6 %).
Im Winterhalbjahr steigt der Anteil der Wasservögel beträchtlich an und macht im mitteleuropäischen Binnenland etwa 80 % der Beute aus. Insbesondere im Winter spielt auch Aas eine bedeutende Rolle.
BESTAND UND GEFÄHRDUNG
Genetische Studien haben gezeigt, dass der lokale Schutz von Seeadlern ein großer Erfolg für den Naturschutz war. Verbot der DDT-Nutzung, lokaler Nestplatzschutz, Winterfütterung und die unzähligen weiteren Schutzmaßnahmen in vielen Ländern führten insgesamt dazu, dass sich die Seeadlerbestände regional erholten. Dies führte dazu, dass trotz der massiven Bestandsrückgänge während des 19. und 20. Jahrhunderts viel genetische Variation erhalten blieb. Diese Tatsache sehen Naturschutzbiologen als wichtigen Faktor für das langfristige Überleben der Art an.
Die IUCN hat den Seeadler bis 1993 als „gefährdet“ geführt, 1994 wurde die Art wegen der Bestandszunahmen auf „potenziell gefährdet“ und 2005 auf „nicht gefährdet“ heruntergestuft. In einigen Bundesländern ist der Seeadler seit 2015 allerdings als „stark gefährdet“ eingestuft worden.
WISSENSCHAFTLICHER NAME:
HALIAEETUS ALBICILLA ( Linnaeus, 1758 )
= SEEADLER
= White-tailed eagle
= Zeearend
SYSTEMATIK:
Klasse: Vögel ( Aves )
Ordnung: Greifvögel ( Accipitriformes )
Familie: Habichtartige ( Accipitridae )
Gattung: Seeadler ( Halieetus )
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