DER ROTE AMERIKANISCHE SUMPFKREBS
(Wikipedia). Der Louisianakrebs oder Rote Amerikanische Sumpfkrebs (Procambarus clarkii), auch Louisiana-Flusskrebs, ist eine nordamerikanische Flusskrebsart. Er ist im Südosten der USA und Nordmexiko, am Golf von Mexiko und in der Mississippi-Niederung (nördlich bis Illinois) heimisch, besonders häufig in Louisiana.
AUSSEHEN
Procambarus clarkii wird bis zu 12 cm groß, vereinzelt können Exemplare aber auch eine Länge von 15 cm erreichen. Sein Körper ist bedornt und dunkelrot bis schwarz (manchmal grau oder grünlich); die Scheren sind mit leuchtend roten Dornen besetzt. Er hat nur eine Postorbitalleiste. Männchen sind durch die Gonopodien und die größeren Scheren von den Weibchen zu unterscheiden.
LEBENSRAUM
Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs bevorzugt stehende Gewässer, die einen Teil des Jahres regelmäßig trocken fallen. Im natürlichen Lebensraum sind dies Fluttümpel in Flussniederungen. Eingeschleppt kommt die Art heute sehr häufig in Reisfeldern vor, die dem natürlichen Lebensraum ähneln. Den extremen Bedingungen in den stark erwärmten Gewässern seines warm-temperierten bis subtropischen Lebensraums entsprechend, ist die Art sehr anpassungsfähig. Sie vermag dauerhaft in Wasser mit Sauerstoffgehalten von 2 mg/l zu leben und überlebt auch niedrigere Gehalte oder anaerobe Bedingungen einige Zeit. Procambarus clarkii kann gewisse Salzgehalte in seinen Wohngewässern tolerieren.
Procambarus clarkii ist (wie beinahe alle Flusskrebsarten) nachtaktiv. Der Austrocknung seiner Wohngewässer entgeht der Krebs durch das Graben von Erdröhren, die bei fallendem Wasserstand oberhalb des Wasserspiegels angelegt werden. Die Art vermag regelmäßige Austrocknungsperioden von sechs Monaten Dauer ohne Schaden zu überleben. Sie ist auch fähig, Gewässer aktiv über Land zu verlassen.
Der Krebs ist durch seine Bedeutung für die Speisekrebsproduktion weltweit an vielen Stellen gezüchtet worden und häufig aus der Kultur in die Freiheit entkommen. Weitere Ansiedlungen gehen auf Aquarianer zurück, die die Art in Unkenntnis der damit verbundenen Probleme und Schäden ausgesetzt oder in Gartenteichen gehalten haben.
ERNÄHRUNG
Wie die meisten Flusskrebsarten ist der Rote Amerikanische Sumpfkrebs in der Ernährung Allesfresser. Er kann sich als Pflanzenfresser von Sumpf- und Wasserpflanzen ernähren; diese Ernährungsweise ist in der Krebszucht die wichtigste. Daneben ernährt er sich als Räuber von tierischer Beute, bevorzugt von weichhäutigen Mückenlarven und dünnschaligen Wasserschneckenarten. Er kann auch Fischlaich und Kaulquappen erbeuten. Daneben ist die Ernährung auch ausschließlich mit abgestorbenem Pflanzenmaterial, verrottetem Laub oder bakterienreichem Schlamm möglich.
Die Nahrungsentnahme durch Rote Amerikanische Sumpfkrebse kann sich sehr stark auf die bewohnten Gewässer auswirken (ökologische Schlüsselart). In Spanien sind klare, wasserpflanzenreiche Seen nach Einführung der Art zu trüben, pflanzenfreien Gewässern umgewandelt worden. Auch als Räuber beeinflusst er in den besiedelten Gewässern die Lebensgemeinschaft, weil er sehr hohe Bestandsdichten erreichen kann. Die Art ernährt sich auch kannibalisch von jüngeren Artgenossen.
NUTZUNG
Procambarus clarkii ist der mit Abstand meistgezüchtete Süßwasserkrebs der Welt. Kauft man im Supermarkt nicht näher bezeichnetes „Flusskrebs“-Fleisch, handelt es sich fast mit Sicherheit um diese Art. Im Jahr 2007 überstieg die weltweite Produktion 300.000 t. Seit einigen Jahren ist der weltweit wichtigste Produzent China, in das die Art eingeführt wurde. Die Population übersteigt mittlerweile diejenige in seiner Urheimat Nordamerika. Auch dort (besonders in Louisiana) ist die Krebszucht von hoher wirtschaftlicher Bedeutung. Einziger nennenswerter europäischer Produzent ist Spanien mit ca. 2.000–3.000 t. In Deutschland wird die Art (vor allem wegen ihres Wärmebedarfs) nicht kommerziell gezüchtet. Die Krebse werden meist in eigens angelegten Krebsteichen gehalten, daneben gibt es Zuchten in Reisfeldern als Nebennutzung. Andere Reiszüchter bekämpfen die Art allerdings als Schädling, vor allem wegen ihrer Wühltätigkeit.
Außerdem war Procambarus clarkii traditionell einer der beliebtesten Krebse bei Aquarienhaltern, teilweise auch in Gartenteichen. Beliebt in der Haltung sind insbesondere orange oder blau gefärbte Zuchtformen. Bei einer Untersuchung in Tschechien war er, mit etwa 20 Prozent, die drittbeliebteste Flusskrebsart.
ÖKOLOGISCHE PROBLEME
Der Sumpfkrebs gehört weltweit zu den problematischen Neozoen. Auch in Nordamerika ist er in zahlreiche Gebiete außerhalb seines natürlichen Verbreitungsgebiets eingeschleppt worden; er bedroht hier endemische Krebsarten, die in Nordamerika viel zahlreicher sind als auf dem europäischen Kontinent.
In anderen Teilen der Welt, so auch in Europa, ist er – wie alle nordamerikanischen Flusskrebsarten – als Träger der Krebspest eine Gefahr. Diese Infektionskrankheit verläuft bei ihm selbst milde, ist aber für exponierte europäische, afrikanische und australische Arten tödlich. In Gewässern, in denen nordamerikanische Flusskrebsarten angesiedelt wurden, sterben deshalb alle einheimischen Arten unweigerlich aus.
Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs hat durch seine Anspruchslosigkeit ein hohes Potenzial sich zu verbreiten. Durch direkte Prädation und Veränderung des Habitats hat er in Spanien, wo er 1973 ausgesetzt wurde, einige Amphibienarten stark dezimiert. Er ist heute auch an einigen Stellen in Deutschland und der Schweiz zu finden und scheint sich aktuell nach Norden auszubreiten. 2014 wurden mehrere Exemplare in einem Freibad in Frankfurt am Main entdeckt. Im Sommer 2017 erregten die roten Krebse auch in Berlin nahe dem Tiergarten Aufsehen, als sie sich bei steigenden Wasserpegeln nach der regenreichen Zeit aus ihren an sumpfigen Ufern liegenden Wohnröhren aufmachten, um weitere Gebiete zu besiedeln. Ebenfalls seit 2017 finden sich die Tiere in Offenbach am Main, wo sie teils mit Aalen als Fressfeinden bekämpft werden. Auch im Britzer Garten in Berlin wird er befischt.
Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs ist 2016 in die Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung der EU aufgenommen worden.
WISSENSCHAFTLICHER NAME:
PROCAMBARUS CLARKII ( GIRARD, 1852 )
= ROTER AMERIKANISCHER SUMPFKREBS
= Red swamp crayfish
= Rode Amerikaanse rivierkreeft
SYSTEMATIK:
Klasse: Höhere Krebse ( Malacostraca )
Ordnung: Zehnfüßer ( Decapoda )
Unterordnung: Pleocyemata
Teilordnung: Großkrebse ( Astacidea )
Überfamilie: Flusskrebse ( Astacoidea )
Familie: Cambaridae
Gattung: Procambarus
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