SCHUTZWÜRDIGE DEICHVEGETATION AM NIEDERRHEIN
(Wesel). Die Wiesenvegetation auf den Rheindeichen am Niederrhein ist etwas Besonderes. Auf den trockenen Hanglagen in der Aue haben sich über lange Zeiträume besondere Wiesen entwickelt, deren Artenreichtum und Blühaspekt in unserer Region unübertroffen sind.
Stadt Wesel und Biologische Station kümmern sich um schutzwürdige Deichvegetation in Flüren
Solch ein Schatz soll auch am alten Deich in Flüren an der Bislicher Straße wieder zum Strahlen gebracht werden. Mit dem Ziel seitens der Biologischen Station Wesel, artenreiche Deichvegetation zu erhalten und wiederherzustellen, und dem Ziel seitens der Stadt Wesel, städtische Flächen in einen naturschutzfachlich guten Zustand zu versetzen und dementsprechend zu managen sind die beiden Akteure zusammengekommen. Mitfinanziert wird die Maßnahme über das Projekt „Der Rhein verbindet“ aus dem EU-Förderinstrument Interreg.
Als erster Schritt wurde die Vegetation von der Biologischen Station unter die Lupe genommen. Es wurden alle vorkommenden Pflanzenarten erfasst und bewertet und ein Konzept zur Pflege der Vegetation erstellt. Dabei stellte sich heraus, dass die teilweise recht unscheinbar anmutende Vegetation eine Vielzahl von seltenen Pflanzenarten enthält. Einige dieser Pflanzenarten stehen sogar auf der Roten Liste für NRW. Zu nennen ist beispielsweise der Kleine Wiesenknopf, der im Kreis Wesel ausschließlich auf Deichen vorkommt. Er ist am Deich Flüren sogar häufig vertreten. Die meisten gefundenen Rote-Liste-Arten, wie beispielsweise der schöne, blaue Wiesen-Salbei, kommen allerdings nur selten auf dem Deichabschnitt vor.
Da der Standort viel Potenzial für diese besonderen Pflanzenarten bietet, sollen sie nun durch einen Einsaatstreifen auf der Deichkrone im Bestand vermehrt werden und weitere passende Pflanzenarten sollen hinzukommen. Fleißig haben die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Biologischen Station die Samen dieser Pflanzen in der Rheinaue im Kreis Wesel gesammelt. Die Einsaat soll nun bald erfolgen. Schwerpunkt ist der Deichabschnitt zwischen Ruhrweg und Waldstraße.
Zuvor muss für die Einsaatstreifen, die natürlich nur dort platziert werden, wo nicht bereits seltene Arten vorkommen, der Boden zweimal bearbeitet werden. Die Stadt Wesel passt nun die Pflege des Deiches so an, dass sich die Vegetation gut entwickeln kann. Eine zwei- bis dreimalige Mahd im Jahr mit Abräumen des Mähguts ist geplant. Hierdurch soll die Fläche mit der Zeit ausgemagert werden. Der Großteil der gewünschten seltenen Arten wird nämlich bei zu hohem Nährstoffangebot durch konkurrenzstärkere „Allerweltsarten“ verdrängt.
Mit Blick hierauf können übrigens auch die Flürener selbst ihren Teil dazu beitragen, Ihren Deich neu erblühen zu lassen: und zwar den Deich nicht als Hundetoilette zu benutzen. Die Nährstoffe im Kot und Urin verändern die Vegetation nämlich mittelfristig. Brennnesseln und hohe Gräser werden dadurch gefördert. Wenn also doch mal ein Malheur passiert ist, einfach zum Tütchen greifen.
Quelle: Biologischen Station Wesel
Photo: © Sabine Eberwein