© MMB/Below | Gemeiner Stechapfel

DER GEMEINE STECHAPFEL

(Wikipedia). Der Gemeine Stechapfel bzw. Weiße Stechapfel (Datura stramonium) ist in Mitteleuropa der häufigste Vertreter der Gattung der Stechäpfel.


DATURA STRAMONIUM  ( L. ) 

= GEMEINER STECHAPFEL
= Thorn apple
= Doernappel



Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Nachtschattenartigen ( Solanales )
Familie: Nachtschattengewächse ( Solanaceae )
Gattung: Stechäpfel ( Datura )
Art: Gemeiner Stechapfel
Die Gattung Datura umfasst je nach Auffassung ca. 10 bis 13 Arten, mit Verbreitungsschwerpunkt in Mexiko und im Süden der USA. Datura stramonium ist, nach einer phylogenomischen Analyse, Schwesterart einer gemeinsamen Klade aus den Arten Datura ferox und Datura quercifolia, sie bildet, mit vier anderen Arten, die Sektion Datura s. str. innerhalb der Gattung. Die Artengruppe wird durch ein morphologisches Merkmal, die bei ihnen aufrecht stehenden, nicht hängenden, reifen Samenkapseln, unterstützt.

Während die amerikanische Herkunft der Gattung und der Art als nachgewiesen gelten können, gibt es eine lang andauernde wissenschaftliche Kontroverse darüber, ob die Art, oder ein anderer Vertreter der Gattung, nicht möglicherweise schon vor den Fahrten des Kolumbus (präkolumbianisch) in die Alte Welt gelangt sein könnte. Grund dafür sind Verwendungen als Rauschdroge und Arzneipflanze. 

Der Gemeine Stechapfel ist eine aufrecht- bis buschigwachsende einjährige Pflanze. Die Pflanzen erreichen eine Höhe von 0,2 bis 1,2 m, selten auch bis 2 m. Die Pflanze ist grün oder besitzt einen mehr oder weniger violetten Anflug. Die Stängel sind dem Anschein nach gabelästig und kahl. Die Blätter sind eiförmig, unregelmäßig spitz gelappt bis doppelt gezähnt oder buchtig, weich und etwa handgroß, dunkelgrün an der Oberfläche und graugrün an der Unterseite; ihr Geruch erinnert an gekochte Kichererbsen. Vor allem die jungen Pflanzenteile sind mit Trichomen behaart.

© MMB/Below | Geschlossene Blüte des Gemeinen Stechapfels

Der Gemeine Stechapfel bildet von Juni bis Oktober Blüten mit einsinnig gedrehter Knospenlage der fünf Kronzipfel aus. Die dann duftenden Blüten öffnen sich erst zur Nacht hin; sie werden hauptsächlich von Nachtfaltern besucht und bestäubt. Der Gemeine Stechapfel ist auch bei Selbstbestäubung erfolgreich hinsichtlich Frucht- und Samenbildung. Stechapfelblüten duften (in der Nacht) stark süßlich, parfümartig; der von vielen als unangenehm empfundene Geruch der Pflanze dagegen stammt von Stängeln und Blättern. Die trompeten- oder trichterförmige Blütenkrone ist fünfzipflig; sie besitzt keine sekundären Kronlappen, wie sie in anderen Arten der Gattung auftreten, und erreicht eine Länge von 6 bis 8,5 cm. Es existieren weiß bis gelblich-weiß sowie violett blühende Vertreter.

Aus den Blüten entstehen vierteilige, stachlige Kapseln, die in den Stängel-Achseln oder endständig gerade nach oben stehen und als Wintersteher bis ins Frühjahr hinein erst allmählich ihre vielen Samen ausstreuen. Samenhaltige Fruchtkapseln sind eiförmig und bis 4,5 cm lang bei bis 3,5 cm Durchmesser. Die Stacheln auf den Früchten sind nahezu gleichmäßig verteilt. Die an der Frucht verbleibende Basis des Kelches verbreitert sich während der Reifephase. Mit Einsetzen der Reife öffnet sich die Kapsel von oben her nur allmählich und gibt die für gewöhnlich 300 (in einzelnen Fällen nur 100) bis 500 (manchmal bis zu 800) schwarzen, nierenförmigen Samen frei. Die Tausendkornmasse beträgt 7 bis 11 g.

Die Ausbreitung der Samen erfolgt durch Tierstreuung oder durch menschliche Aktivitäten. Die Samen behalten ihre Keimfähigkeit über viele Jahre.

Der Gemeine Stechapfel ist heute ein Kosmopolit. In Europa ist die Pflanze ein Neophyt. Auf deutschem Territorium wurde Datura stramonium für den Zeitraum von 1580 bis 1620 archäobotanisch nachgewiesen. Bei uns kommt der wärmeliebende Gemeine Stechapfel häufig auf Ruderalflächen vor, die direkt von der Sonne beschienen werden, die also frei sind von beschattend wirkender sonstiger Vegetation. Er bevorzugt stickstoffreiche Böden wie Schutt- und Müllplätze sowie Wegränder. Er ist eine Charakterart der Klasse Chenopodietea und kommt in Mitteleuropa besonders in kurzlebenden Ruderal-Gesellschaften der Ordnung Sisymbrietalia vor. Die Blüten öffnen sich vorwiegend nachts und werden teilweise durch Nachtfalter bestäubt, es überwiegt aber Selbstbestäubung.
Der Gemeine Stechapfel enthält die giftigen Tropan-Alkaloide (S)-Hyoscyamin und Scopolamin. Alle Pflanzenteile sind giftig, besonders jedoch die Wurzeln und Samen. Bereits Mengen ab 0,3 g können Giftwirkungen wie z. B. gesteigerte Erregung, Sinnestäuschungen, Übelkeit, Pupillenerweiterung mit Sehstörungen und Atemlähmung hervorrufen. Der Nachweis einer Intoxikation kann durch Einsatz der Gaschromatographie-Massenspektrometrie erfolgen. Nachgewiesen werden meist die Alkaloide Hyoscyamin/Atropin und Scopolamin als Trimethylsilyl-Derivate.

Stechapfelblätter (Stramonii folium) haben heute in der Medizin keine Bedeutung mehr. Wegen nicht ausreichend belegter Wirksamkeit und hoher Giftigkeit hat in Deutschland die Kommission E am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte diese pharmazeutische Droge negativ bewertet.

Als Rauschdroge ist der Stechapfel beschrieben worden, so das Rauchen getrockneter Blätter, Trinken von Teeaufgüssen, Kauen der Stramoniumwurzel.

Die Art tritt gelegentlich auch als Unkraut in Gartenkulturen auf, ist dort aber meist von eher geringer wirtschaftlicher Bedeutung.


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