DER DREISTACHELIGE STICHLING
(Wikipedia). Der Dreistachlige Stichling (Gasterosteus aculeatus, lat. aculeatus – stachlig) ist ein bekannter Fisch. Wirtschaftlich ist der Dreistachlige Stichling weitestgehend bedeutungslos, durch seinen hohen Verbreitungsgrad und seine Robustheit ist er jedoch in breiten Bevölkerungsschichten bekannt und wurde bereits in der Systema Naturae von Carl von Linné beschrieben. Die Volkstümlichkeit dieses Fisches spiegelt sich auch in der Vielzahl der Lokalbezeichnungen wider: Rotzbarsch, Großer Stichling, Stachelbarsch, Stechbüttel, Wolf, Steckerling, Stichbeutel usw..
VERBREITUNG UND LEBENSRAUM
Der Dreistachlige Stichling kommt, mit Ausnahme des Donaudeltas, in ganz Europa, in Algerien, Nordasien und Nordamerika vor. Er bewohnt stehende und fließende Gewässer und lebt sowohl im Süßwasser als auch im küstennahen Salz- und Brackwasser. Typischerweise bewohnt er dort pflanzenreiche Areale mit sandigem oder schlammigem Grund.
Die im Küstenbereich lebenden Populationen wandern zur Laichzeit ins Süßwasser.
Die IUCN führt den Dreistachligen Stichling als „nicht gefährdet“.
MERKMALE
Der Dreistachlige Stichling erreicht eine Gesamtlänge von bis zu elf Zentimetern, wobei die Maximalgröße eher von den im Salzwasser lebenden Exemplaren erreicht wird. Der Körper ist im Vergleich zu den Vertretern anderer Stichlingsgattungen verhältnismäßig hochrückig. Dabei ist die relative Körperhöhe abhängig vom bewohnten Habitat; Salzwasserpopulationen und Bewohner großer Binnenseen bleiben gewöhnlich schlanker als Stichlinge aus Fließgewässern.
Weibliche und juvenile Tiere sowie nicht fortpflanzungsbereite Männchen tragen meist eine schlichte schwarzbraune Marmorierung auf hellem, silbrigen Grund. Der Rücken ist dabei dunkler gefärbt als die Bauchseite. Grundsätzlich variiert die Farbgebung in Abhängigkeit vom Lebensraum, es sind auch messinggelbe und vollkommen schwarze Populationen bekannt. Während der Laichzeit tragen adulte Männchen ein farbenfrohes Brutkleid: Die Marmorierung weicht zurück und die Bauchseite färbt sich von der Schnauzenspitze bis zum Schwanzstiel intensiv orangerot. Der Rücken und die Iris der Augen nehmen ein helles Türkis an.
Wie alle Stichlinge trägt auch der Dreistachlige Stichling keine Schuppen. Er bildet jedoch dachziegelartig überlappende Knochenplatten aus.
VERHALTEN
Die überaus gewandten Schwimmer ernähren sich von zahlreichen Kleintieren (Insektenlarven, Würmer) aber auch von Fischlaich und -brut. Die Nahrungsaufnahme erfolgt häufig sehr gierig. So ist es zum Beispiel möglich, einen Dreistachligen Stichling an einem Wurm kurzzeitig aus dem Wasser zu heben, den er gerade zu verschlingen versucht.
Die im Vergleich zu anderen Stichlingsgattungen wirkungsvollere Defensivbewaffnung erlaubt es den Gasterosteus-Arten, ihre Nester nicht mehr im Schutz von mehr oder weniger dichter Vegetation zu errichten, sondern den Bodengrund verhältnismäßig deckungsarmer Areale zu nutzen. Zu Beginn der Laichzeit unternimmt das Männchen im ausgewählten Brutrevier zunächst mehrere Grabversuche und konzentriert sich dann auf eine Stelle, an der es eine flache Mulde aushebt. Bereits in dieser Phase beginnt es, Nistmaterial herbeizuschaffen, häufig werden Algen der Gattung Spirogyra eingesetzt. Stehen diese nicht oder nicht in ausreichender Menge zur Verfügung, kommen aber auch andere feinfädige Baustoffe zur Anwendung. Durch wiederholtes Ausspucken, Treibenlassen und Wiederaufnehmen wird das Baumaterial während des Transports zum Bauplatz auf seine Eigenschaften überprüft. Welche Kriterien dabei zur Anwendung kommen, ist aber noch unklar. Handelt es sich bei dem Nest um einen Zweit- oder Drittbau, werden die alten Nester häufig als Materialspender verwendet. Bei sich bietender Gelegenheit werden auch die Nester benachbarter Stichlingsmännchen „bestohlen“.
In der ausgehobenen Grube wird das Material zunächst angehäuft und mit einem Nierensekret verklebt. Dabei streicht der Stichling mit gekrümmtem Körper und zitternden Schwanz- und Bauchflossen über das Nistsubstrat. Durch wiederholte Stöße mit dem Maul im Wechsel mit erneutem Verkleben wird die Konstruktion zunehmend verfestigt und im Bodengrund verankert. Hat der Bau eine ausreichende Größe erreicht, wird mit horizontalen Maulstößen zunächst eine seitliche Vertiefung und in der Folge die eigentliche Nisthöhle geformt. Ab diesem Zeitpunkt wird neues Baumaterial bevorzugt um den Eingang herum drapiert und verklebt. Wahrscheinlich zur Festigkeitsprüfung wird das Nest zwischenzeitlich immer wieder kräftig mit den Brustflossen befächelt. Gegen Ende der Bauphase bespuckt der Besitzer sein Nest noch mit Sand. Dabei werden insbesondere die Ränder der unmittelbaren Umgebung angeglichen. Schwimmt das Stichlingsmännchen in die Bruthöhle hinein und zwängt sich durch die weniger verfestigte Rückwand, ist das Nest fertig. Die Errichtung des Nistplatzes kann wenige Stunden, aber auch mehrere Tage in Anspruch nehmen. Die Baudauer hängt primär vom Testosteronspiegel des Männchens ab, sekundär aber auch von günstigen Rahmenbedingungen wie der Verfügbarkeit geeigneten Baumaterials und vor allem der Präsenz paarungswilliger Weibchen.
Die Laichzeit ist für beide Geschlechter äußerst strapaziös und viele Stichlinge sterben nach ihrer ersten Laichperiode. Außerhalb der Fortpflanzungszeit leben sie in losen Schwärmen.
Der Dreistachlige Stichling ist nicht besonders langlebig und erreicht nur ein Alter von zwei bis drei Jahren.
WISSENSCHAFTLICHER NAME:
GASTEROSTEUS ACULEATUS ( Linnaeus, 1758 )
= DREISTACHELIGER STICHLING
= Three-spined stickleback
= Driedoornife stekelbaars
SYSTEMATIK:
Klasse: Fische ( Actinopterygii )
Ordnung: Barschartige ( Perciformes )
Unterordnung: Cottoidei
Teilordnung: Stichlingsartige ( Gasterosteales )
Familie: Stichlinge ( Gasterosteidae )
Gattung: Gasterosteus
QUELLEN:
→ Hans-Joachim Paepke: Die Stichlinge. Gasterosteidae. Westarp-Wissenschaften, Magdeburg 1996, ISBN 3-89432-492-9.
→ Günter Sterba: Süßwasserfische der Welt. Weltbild, Augsburg 1998, ISBN 3-89350-991-7.
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