DER KAMPFLÄUFER
(Wikipedia). Der Kampfläufer (Calidris pugnax, Syn.: Philomachus pugnax) ist ein streng geschützter, knapp 30 cm großer Schnepfenvogel der Paläarktis, der in der nördlichen Tundra aber auch in feuchten Niederungswiesen und Mooren in ganz Eurasien brütet. Kampfläufer sind Zugvögel. Brutvögel aus Nordwesteuropa überwintern zumeist im westafrikanischen Binnenland, z. B. im inneren Nigerdelta in Mali. Auf dem Durchzug in die Brutgebiete kann man Kampfläufer auf feuchten Niederungen oder auch auf Schlammflächen beobachten.
Die Rote Liste der Brutvögel Deutschlands von 2015 führt die Art in der Kategorie 1 als in Deutschland vom Aussterben bedroht, wobei anzumerken ist, dass Deutschland am Rande des Verbreitungsgebiets der Art liegt. Weltweit ist die Art keineswegs gefährdet und wird deshalb in der internationalen Roten Liste in der Stufe der geringsten Gefährdung, nämlich „nicht gefährdet“ (least concern) geführt..
Die Männchen der Kampfläufer erreichen eine Körpergröße von 26 bis 32 Zentimetern und wiegen zwischen 130 und 230 Gramm. Die Flügelspannweite beträgt 55 bis 60 Zentimeter. Im Brutkleid haben die meisten Männchen einen schwarzen, orangen, kastanienbraunen oder weißen Kragen, der ihnen den englischen Namen ruff (Kragen) eingetragen hat.
Weibchen sind auffallend kleiner als die meisten Männchen. Sie erreichen eine Körpergröße von 20 bis 25 Zentimetern und wiegen zwischen 70 und 150 Gramm. Ihre Flügelspannweite beträgt 47 bis 52 Zentimeter. Sie können daher auch im Schlichtkleid durch die Größe von den Männchen unterschieden werden.
VERBREITUNG
Das Brutareal des Kampfläufers erstreckt sich vom Nordwesten Europas über die küstennahen Tiefländer Nordmitteleuropas und die feuchte Taiga Osteuropas bis in die Tundren Ostsibiriens, wo sie bis zur Tschuktschen-Halbinsel vorkommen. Verbreitungsschwerpunkte sind Russland und Fennoskandinavien. Sie fehlen auf Island und allen arktischen Inseln Russlands. In den Niederlanden, Deutschland und Polen kommen nur noch Restbestände vor, in Ungarn ist der Kampfläufer nur noch unregelmäßig ein Brutvogel.
Kampfläufer sind Langstreckenzieher und können hier beim Durchzug beobachtet werden. Ihre wichtigsten Winterquartiere finden sich in Afrika südlich der Sahara und im Süden Asiens. In kleiner Zahl überwintern sie auch in Vorderasien und im Mittelmeergebiet sowie selten im atlantischen Westeuropa. Die Winterbestände in Afrika können sehr groß sein. So wurden im Februar 1972 im Senegal mehr als eine Million Kampfläufer beobachtet und im Gebiet des Tschadsees im März 1957 mehr als 500.000 Individuen.
STRATEGIE- UND BALZVERHALTEN
Kampfläufer haben ein sehr kompliziertes Paarungssystem, die englische Bezeichnung ist lekking behaviour, was mit Arena-Balzverhalten übersetzt werden kann. Balzarenen von Kampfläufern sind normalerweise kleine, 1 × 1 m große Schlammflächen nahe kleinen Gewässern in der Nähe des Brutgebietes. Es gibt jedoch auch Arenen im Zuggebiet. Dieselben Balzarenen werden traditionell jedes Jahr wieder benutzt. Männchen präsentieren sich in ihren Balzarenen den Weibchen, die dann das Männchen wählen, mit dem sie sich paaren wollen.
Es gibt drei Arten von männlichen Paarungsstrategien, wovon zumindest zwei durch einen genetischen Polymorphismus festgelegt sind. Die Männchen, die die verschiedenen Strategien verfolgen, können sowohl durch Merkmale des Gefieders, der Größe als auch durch das Verhalten voneinander unterschieden werden. Die am häufigsten vorkommende Strategie des „residenten Männchens“ (84 %) hat im Brutkleid einen tief schwarzen oder kastanienbraunen bis orangeroten Kragen. Diese Männchen verteidigen kleine, etwa 1 × 1 m große Arenen, wobei sie ein aggressives Verhalten vor allem gegenüber den Männchen zeigen, die einen dunklen Kragen tragen. Hier balzen sie aktiv um Weibchen, die zur Paarungszeit zu diesen Arenen kommen, um Männchen auszuwählen.
Satelliten-Männchen sind weniger häufig (16 %). Sie sind marginal kleiner als residente Männchen und haben einen weißen oder zumindest sehr hellen Kragen. Sie verteidigen keine eigenen Arenen, stattdessen halten sie sich in der Nähe von residenten Männchen am Rande von deren Arenen auf. Auf diese Weise können sie ab und zu Paarungen ergattern. Die Satelliten werden von den Residenten geduldet, weil sich bei Anwesenheit eines Satelliten die Weibchen auch häufiger mit Residenten paaren. Die Satelliten werden von den Residenten geduldet, weil sich bei Anwesenheit eines Satelliten die Weibchen auch häufiger mit Residenten paaren. Beobachtet wurde sogar ein spezifisches Anwerbeverhalten der Männchen mit einem dunklen Kragen. Verteidigt ein dunkelkragiger Vogel seine Arena alleine und ein hellkragiges Männchen taucht am Rand der Arena auf, dann knickt der dunkelkragige Vogel seine Beine in den Fersengelenken ein und weist mit dem Schnabel senkrecht zum Erdboden. Dies wird als Aufforderung verstanden, sich dem dunkelkragigen Vogel in der Arena anzuschließen. Aus welchem Grund Weibchen Arenen, die von zwei solchen Männchen besetzt sind, attraktiver finden, ist bislang nicht geklärt. Diese beiden Fortpflanzungsstrategien werden autosomal vererbt.
BESTAND
Der Kampfläufer war in Mitteleuropa noch bis ins 19. Jahrhundert weit verbreitet. Entwässerungsmaßnahmen und eine veränderte Landwirtschaft führten zu Lebensraumverlusten, die zur Folge hatten, dass es seit 150 Jahren sowohl in Mitteleuropa als auch in anderen Regionen Europas eine anhaltende und dramatische Bestandseinbuße und Aufgabe von Brutarealen gibt. Gebietsweise sind Kampfläufer heute vollständig auf Schutzgebiete beschränkt. Hauptursache für die dramatischen Bestandsrückgänge ist eine Lebensraumzerstörung durch Melioration, Grünlandumbruch, Eindeichung, Entwässerung und Grundwasserabsenkung sowie eine Aufforstung von Mooren, Torfabbau und eine Aufgabe der Beweidung. Zahlreiche Gelege und Jungvögel gehen durch eine frühe Mahd verloren.
WISSENSCHAFTLICHER NAME:
CALIDRIS PUGNAX ( LINNAEUS, 1758 )
= Kampfläufer
= Ruff
= Kemphaan
SYSTEMATIK:
Stamm: Wirbeltiere ( Chordata )
Klasse: Vögel ( Aves )
Unterklasse: Neukiefervögel ( Neognathae )
Ordnung: Regenpfeiferartige ( Charadriiformes )
Familie: Schnepfenvögel ( Scolopacidae )
Gattung: Strandläufer ( Calidris )
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